EMMELINE BAKER
25 | Halbblut
the unsettling whisper
Wenn Madame Augurey in den kleinen Salon schreitet, gleich ihrem unheilverkündenden Namensgeber, verstummen sämtliche Stimmen. Ihr goldenes Haar umrahmt das leichenblasse Gesicht, und die Herren von Welt erwarten sehnsüchtig die Prophezeiungen von Reichtum, Macht und noch mehr Macht. Madame Augurey ist nur zu gewillt, ihnen dies zu geben. Mit sibyllinischen Worten, gewandet in Weihrauch und Kräutern, flüstert sie ihnen Versprechen und Zusicherungen zu, während die Galleonen in ihre Taschen klimpern. Doch wer verbirgt sich hinter dem Gesicht, das Abergläubigen Angst und gestandenen Männern heidnischen Respekt einflößt?
Emmeline Baker ist gleichzeitig gesegnet und verflucht, mit der Gabe, in die Zukunft sehen zu können. Ihre Visionen verabscheut sie, genauso wie sie von ihnen abhängig ist. Sie sind ihr Mittel zum Zweck, um selber an all die Macht und den Reichtum zu kommen, die sie anderen verspricht. Emmeline Baker, nein, Madame Augurey, soll die Graue Eminenz am Hofe werden, die alle gleichsam fürchten und respektieren. Doch solch ein Weg birgt nicht nur Opfer, die man erbringen muss, sondern auch eine Einsamkeit, die sich tief in die Seele frisst. Vor allem, wenn man wie Emmeline mit einer gehörigen Portion Misstrauen und Egoismus gesegnet ist. Denn wer mit schmeichelnden Worten um sich werfen kann, weiß selber nicht, was hinter dem nächsten Kompliment steckt.
opportunistisch | schmeichlerisch | misstrauisch | einsam | fragil | unheilvoll | selbstbezogen
|| by Hitchhiker ||
